Ostpreußen ist heute ein Gebiet, das zwischen Polen und Russland aufgeteilt worden ist – aber die deutsche Geschichte und deren Einfluss sind bis heute noch spürbar. Erkunden Sie die schöne Innenstadt von Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, begeben Sie sich auf die Spuren von Hitler bei den Ruinen der Wolfsschanze oder genießen Sie einfach die frische Ostseeluft – bei Ihrer Reise nach Ostpreußen.
Wo liegt Ostpreußen?
Wenn Sie sich jetzt erstmal diese Frage stellen, dann ist das gar kein Grund, sich zu schämen oder ungebildet zu fühlen, denn in der Tat wissen heutzutage meistens nur jene, die sich für Geschichte interessieren, was und wo genau Ostpreußen ist. So, wie man es damals kannte, gibt es die Provinz nämlich heute gar nicht mehr. Was einst der östlichste Zipfel des preußischen Staates war (der zu seiner Glanzzeit sehr groß und mächtig war) ist heute aufgeteilt worden und ist nun zum Teil Russland und zum Teil Polen.
Wer also in modernen Zeiten eine Reise nach Ostpreußen antreten will, der meint damit also eigentlich eine Reise in den nordöstlichsten Teil Polens oder in das Oblast Kaliningrad, welches zu Russland gehört. An der Küste der Ostsee gelegen, bildet das frühere Ostpreußen (welches wir der Einfachheit halber auch weiterhin so nennen werden) den Übergang zwischen dem Norden Polens und dem Baltikum - schließlich grenzt Ostpreußen im Norden und Osten an Litauen.
Ein Land im Laufe der Geschichte
Anhand der Lagebeschreibung von Ostpreußen und der Tatsache, dass dieses Gebiet heute nur noch so heißt, aber eigentlich kein eigenes Land ist, lässt es sich bereits erahnen: Ostpreußen hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Der Ursprung des Namens liegt jedoch schon ziemlich lange zurück und bezeugt von der Präsenz der Prussen, einem baltischen Volk, welches einst in dieser Gegend lebte. Im 13. Jahrhundert wurde der Deutschordenstaat etabliert, und ein Territorium dessen wurde nach den Prussen Preußen benannt – und der Name blieb über die Jahrhunderte erhalten. Später wurde daras das Herzogtum Preußen, schließlich das Königreich Preußen, und später wurde das Gebiet zu einer Provinz im Norddeutschen Bund. Die Grenzen verschoben sich zwar immer ein bisschen (zeitweise war Ostpreußen durch den sogenannten polnischen Korridor vom Rest getrennt), aber an sich blieb die Gegend unter dem Namen intakt – bis nach dem Zweiten Weltkrieg eben.
Deutschland und Polen – und der Zweite Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg hatte in Ostpreußen wie auch im ganzen Rest des ehemaligen Königreich Preußens richtig verheerend gewütet, nicht nur im Bereich der Innenstadtpläne von Königsberg und Kaliningrad, denn diese Gebiete wurde eben hart umkämpft. Die deutschen Truppen versuchten, die gesamte Region bis hinauf zum Baltikum in ihre Macht zu bekommen, und eroberten ganz Polen. Zum Teil wurden die Menschen, die zu dieser Zeit im Gebiet Ostpreußens wohnten, fast vollständig vertrieben.
Nachdem Hitler aber fiel und die Zeit des Nationalsozialismus jäh zu Ende war, kam es zu einer Aufspaltung von Ostpreußen. Der nördliche Teil, zu dem auch die Hauptstadt Königsberg gehört, wurde an die Sowjetunion übergeben. Aus Königsberg wurde Kaliningrad, und der ganze nun-sowjetische Bereich Ostpreußens wurde so zu einem Oblast von Russland. Der südliche Teil Ostpreußens gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg dann zu Polen.
Die Wolfsschanze
Aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammt auch die legendäre Wolfsschanze. Dieser aufregend klingende Name ist natürlich ein Tarnname. Dahinter versteckte sich ein militärisches Lagezentrum der deutschen Wehrmacht, welches auch als Führerhauptquartier benutzt wurde. Die Wolfsschanze lag in der Nähe von Rastenburg, bei einem Dorf, welches früher Görlitz hieß und heute auf Polnisch Gierłoż.
Angeblich war es Hitler selbst, welcher der Wolfsschanze ihren Namen verpasste. Als Teil eines Bunkersystems gab es dort Unterkünfte für die Gefechtsstände der meisten deutsche Truppengattungen. In einem dichten Wald gelegen, war die Anlage mit Tarnnetzen und Tarnmörtel zusätzlich vor den suchenden Augen aus der Luft geschützt. Außerdem umgab ein Minengürtel und Stacheldrahtzaun das Gelände. Seit 1941 war die Wolfsschanze ein Hauptaufenthaltsort von Hitler. In den Bunkern, die zum Teil 8 Meter dicke Decken hatten, verbarg er sich bis kurz vor dem Anmarsch der Roten Armee. Als auch die Wehrmacht dann zurückwich, sprengte man die Bunker. Die Überbleibsel sind heute ein Touristenattraktion geworden, die jedes Jahr von circa 200 000 Leuten besucht wird.
Königsberg und Kaliningrad
Neben der ehemaligen Wolfsschanze gibt es jedoch noch vieles anderes in Ostpreußen zu entdecken, denn heute, mit dem Krieg lange zurückliegend, ist das einst zerstörte Land neu aufgeblüht. Das gilt vor allem für die Hauptstadt, die früher Königsberg hieß und heute Kaliningrad. Dort gibt es noch allerhand andere Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, wie zum Beispiel das größte Bernsteinreservat der Welt, eine private Bernsteinmine. Denn vielleicht wissen Sie, dass die größten Funde Bernstein aus dem Baltikum stammen?
Außerdem gibt es noch die Kurische Nehrung, die unter Besuchern sehr beliebt und immer wieder einen Besuch wert ist. Es handelt sich hierbei um eine wunderschöne Halbinsel, welche die Lagune von der Ostsee trennt. Die prächtige Innenstadt ist voller herrschaftlicher alter Bauten und wird von dem Fluss Pregel durchzogen (auf dem man auch prima per Boot Stadtrundfahrten machen kann). Auch Immanuel Kant ist hier begraben und das Brandenburger Tor zeugt noch von der deutsche Geschichte der Stadt.
Reise nach Ostpreußen – ist es das noch wert?
Kultur, Natur, Geschichte, und natürlich wie immer viel kulinarisches und im Sommer ein herrliches baltisches Wetter, welches den Tag in die Länge zieht – es gibt sehr viele Gründe, warum eine Reise nach Ostpreußen den Aufwand wert ist. Ganz besonders ist das Gebiet natürlich für jene interessant, die sich für die deutsche Geschichte interessieren, deren Überreste dort bis heute noch spürbar sind. Als wichtiges Handelszentrum, über die Jahrhunderte beeinflusst von verschiedensten Kulturen, umgeben von wilder, nördlicher Natur und frischer Ostseeluft – kein Zweifel, es ist eigentlich sicher, dass ein jeder Besucher eine Reise in das moderne Ostpreußen genießen würde. Von Vorteil ist dabei auch, dass man von Deutschland aus nicht fliegen muss, um diesen Teil der Welt zu erkunden: es gibt sehr gute Verbindungen per Bus und Bahn. Und wenn es noch etwas aufregender werden soll, so kann man auch per Ostseekreuzfahrt nach Ostpreußen gelangen und im Hafen von Kaliningrad vor Anker gehen.